Besprechung: Weihnachtskarte 2012 / Könizer Zeitung
Pressetext: Weihnachtskarte Gemeinde Köniz 2012
„Wachstum, Entwicklung, Übergänge“
Die diesjährige Karte zum Jahreswechsel zeigt das Bild Evolution 2 der Künstlerin Flurina Hack. Eindrücke eines Atelierbesuchs in den Vidmarhallen.
Auf dem Boden des Ateliers ausgebreitet liegt ein langer, schmaler Karton, bemalt in einem dunklen Rot. In der einen Hälfte des Kartons hat Flurina Hack bereits pflanzliche Muster und Motive eingekerbt und herausgeschnitzt, so dass diese sich im ursprünglichen Hellbraun des Kartons vom roten Grund abheben; die andere Hälfte ist noch unbearbeitet. Eine besondere Anziehung übt ein kleines Regal – eine Art überdimensionaler Setzkasten –, in dem Flurina Hack kleinformatige Objekte ausgestellt hat, auf mich aus. Objekte, die sie aus Fundstücken aus der Natur, aus Gipsformen und Karton- und Plastikröhrchen geschaffen hat. Dabei, sagt sie, habe sie nicht so sehr die Ästhetik angetrieben, sondern vielmehr ihr Interesse am spielerischen Umgang mit Formen.
Dieses Spielerische – die Experimentierfreude – lässt sich besonders gut an Flurina Hacks Bildern erkennen. Gerade bei Techniken schätze sie es, immer wieder Anfängerin zu sein. Neues auszuprobieren, herauszufinden, wie verschiedene Materialien und Techniken miteinander reagieren und sich auch mal von einem Resultat überraschen zu lassen, das begeistere sie. Oft, so die Künstlerin, lote sie eine Technik, ein Thema über einen Zeitraum aus, um sich danach jedoch wieder Neuem zu widmen. So entstehen ihre Bilderserien. Die Serie Evolution, zu der das Bild unserer Karte gehört, hat sie 2009-2010 geschaffen. Bei dieser Serie hat Flurina Hack vor allem mit Grafit, Tusche und Acryl gearbeitet; Papier diente als Bildträger. In der Serie Evolution bringt sie ihre Faszination für die Vielfalt in der Natur, für die Entwicklung von Lebewesen zum Ausdruck. «Wachstum, Entwicklung, Übergänge interessieren mich. Die Welt der Pflanzen zieht mich seit meiner Kindheit an», erklärt die Künstlerin.
So ist das Pflanzliche, das Organische, denn auch ein wiederkehrendes Thema in Flurina Hacks Arbeiten. Durch ihre Arbeitsweise – dem Experimentieren mit Farben, Formen, Materialien und Techniken – entstehen Arbeiten, die sich sehr voneinander unterscheiden. Schaut man sich die Bilder aber genau an, so erkennt man Strukturen, Texturen, Formen, Motive, wie sie in der Natur vorkommen oder vorkommen könnten. Manchmal, sagt Flurina Hack mit einem Lächeln, erstaune sie die Natur schon. Da kreiere sie in ihrer Fantasie ein Lebewesen oder eine Pflanze und später fände sie ihre Kreation in der Natur wieder – oder ist die Idee der Originalität vielleicht bloss eine hartnäckige Illusion in der Kunst?
(von Barbara Meier, Könizer Zeitung)